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Geschichte

Geologische Entwicklung des Elbsandsteingebirges

Zur Zeit des Cenoman, Turon und unteren Coniac, vor 90 bis 95 Millionen Jahren, erstreckte sich im Gebiet des oberen Elbtales ein Teil des damaligen Kreidemeeres, in dessen ufernahen Bereichen sich die Verwitterungsrückstände der umliegenden Gebirge in Form von einer ca. 400 m mächtigen Schichtenfolge aus Sedimenten ansammelte.

siehe nebenstehende Darstellung

                 

                  Zeittafel groß - bitte klicken!


Nach ihrer Sedimentation sind die sandigen Schichten durch partielle Lösung und Umkristallisation von Kieselsäure unterschiedlich stark verfestigt worden. Eine dabei periodische auftretende Unterbrechung der Sedimentzufuhr führte zu einer Bankung der Sandsteinplatte und eine Druckeinwirkung tektonischer Prozesse auf dieselbe, ließen ein fast senkrechtes Kluftsystem entstehen. Diese charakteristischen horizontalen und vertikalen Schichten und Risse spielen bei der Entstehung der vielfältigen Formen des Elbsandsteingebirges durch Verwitterung eine wichtige Rolle und lieferten fast schon bearbeitungsfähiges Rohblockmaterial bei der späteren hier typischen Steingewinnung. Es entstand der sogenannte Quadersandstein.

                 

                  Modell Quadersandstein


Geschichtlicher Abriss der Sandsteingewinnung in der Sächsischen Schweiz

Sehr früh setzte schon eine Nutzung des Sandsteins, nachweislich durch slawische Siedler im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, ein. Zeugnisse dafür sind in Form von Hirsestampftöpfen, Wetz und Schleifsteinen, sowie Handmühlen zu finden.

                 

Ein Übergang von der vorwiegend bäuerlichen zur vorwiegend handwerklichen Gewinnung des Steins und damit verbunden die Herausbildung eines eigenständigen Steinbrecherhandwerks kann für das 12./13. Jahrhundert angesetzt werden. In dieser Zeit wuchs die Verwendung des Sandsteins in Form von Baumaterial mit dem Bau von Kirchen, Klöstern, Burgen und größeren Siedlungen. Dazu gehören als Beispiele die erste steinerne Elbbrücke in Dresden, erbaut um 1275 (1287 als steinern bezeugt) und der Meißner Dom, in dessen erster Bauphase von 1266 bis 1290 bereits Liebethaler Sandstein Verwendung fand.

                 

                  Elbbrücke Dresden


Dom zu Meißen


Aus dem Jahre 1364 gibt es dazu den ersten urkundlichen Nachweis eines Steinbruchs im Liebethaler Grund.

                   


Später, im 14. Jahrhundert mit der Entwicklung der Flussschifffahrt entstanden die Steinbrüche vor allem entlang der Elbe, die endlich als günstiger Transportweg für den zu dieser Zeit in enormen Mengen benötigten Sandstein dienen konnte.

Steinentladung in Dresden


So wurde das ursprüngliche märchenhafte Elbtal versehen mit bewaldeten Hängen, pittoresken Felsnadeln und Felsabsätzen an vielen Stellen durch den Steinabbau geweitet und damit wesentlich verändert. Im Laufe der jahrhunderte langen Abbauzeit entstand eine brutal ausgebeutete Bergbaulandschaft.

 

Vor dem Abbau und nach dem Abbau


Bevorzugt wurden die Steinbrüche rechtselbisch angelegt, so dass die besonnten Elbhänge die Steinbrucharbeit auch während des Winters ermöglichten. Es entstanden die bekannten Abbaugebiete von Posta, Zeichen, Wehlen, Rathen, der Schulhainbrüche, der Kirchleite und der Postelwitzer Steinbrüche, um nur einige Markante zu nennen.

Blick auf die Schrammsteine und die Postelwitzer Steinbrüche


Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erstreckte sich die Sandsteingewinnung über fast das gesamte Gebiet des Elbsandsteingebirges. Die erste absolute Blütezeit des Sandsteinabbaus wurde während des baufreudigen Barock im 17./18. Jahrhundert erreicht. Unter der Leitung berühmter Architekten wie M. Pöppelmann, G. Chiaverie, George Bähr und anderer entstanden zahlreiche Bauwerke von Weltgeltung wie etwa der Zwinger, die Hofkirche und die Frauenkirche. In der fast selben Zeitepoche wurde das Schloss Sanssouci in Potsdam im Auftrag von Friedrich Wilhelm 1. von G. W. v. Knobelsdorff errichtet.


Zwinger


Hofkirche


Sanssouci


Zu dieser Zeit war der Elbsandstein auch in Russland, Österreich, der Schweiz und in Skandinavien gefragt und gelangte als Schleif- und Mahlstein in diese Länder. Über den Transportweg Elbe wurden unzählige Steine bis Hamburg verschifft und gelangten unter anderem bis nach Kopenhagen, Antwerpen, Cuba und sogar Brasilien.

                   
       

                                                                                                Steinkähne auf der Elbe


Zwischen Ausgang des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts lag der Höhepunk des Sandsteinabbaus in der inzwischen so genannten Sächsischen Schweiz. Während um 1800 etwa 400 Steinbrecher in den Brüchen arbeiteten, waren es um 1873 in mehr als 300 Brüchen 4311 Arbeiter. Dazu zählten aber noch Tausende Berufstätige, die von der Steingewinnung lebten wie Bildhauer, Steinmetze, Steinsäger, Fuhrleute, Schiffer, Verladearbeiter, Zimmerleute und viele weitere Gewerke mehr. Die vom Sandstein im weitesten Sinne abhängigen Bewohner dieser Region und deren Angehörigen ergaben die stattliche Zahl von ca. 20 000 Menschen.



                                                                                                unzählige Steinbrecher


In den Brüchen waren Generationen von Steinbrechern am Werk, häufig unter Lebensgefahr, sicher aber mit 30 Jahren bergfertig und mit 40 unter der Erde zu sein. Dabei wurden sie von Berg - und Landesherren schamlos ausgebeutet: „will der Kurfürst bauen, so kann er die Steinbrecher ebenso gut in die Brüche, als Soldaten ins Feld, kommandieren“, schrieb Engelhardt 1794. Und über den Verdienst der Steinbrecher fügte er hinzu, dass sie zwar steinreich, aber geldarm“ seien. Im Jahr 1875 wurde mit 391 die höchste zugleich betriebene Anzahl von Steinbrüchen mit 3203 Beschäftigten erreicht.

                                 
                     

                                                                                                          historische Steinbruchnummern


Dieser Jahrgang forderte auch mit 14 Arbeitern die meisten registrierten Todesopfer. Um 1905 waren noch 2117 Arbeiter in 180 Brüchen tätig. Aber schon 1910 war der Sandsteinabbau rückläufig und erreichte im Jahr 1930 nur noch Beschäftigungszahlen von lediglich 244 Arbeitern. Diese rückläufige Tendenz war beding durch die allgemeine wirtschaftliche Flaute und die entstehende Konkurrenz billigerer Baumaterialien wie Ziegelmaterial und Beton. Außerdem führten immer wieder auftretende unkontrollierte Wandstürze zur Gefährdung der Elbschifffahrt und der angrenzenden Verkehrswege. Noch ca. 20 Steinbrüche existierten nach dem 2. Weltkrieg in den 50er Jahren. Die Natur konnte sich endlich erholen und verschloss die riesigen Narben mit einem neuen Vegetationsteppich.

 

Blick auf die "weißen Brüche" einst und jetzt

Bei einer meiner Führungen kann der geschichtsinteressierte Wanderer im Gelände ganz viele Eindrücke zur ehemaligen großen Abbauära gewinnen.Haken


In der entstandenen DDR wurden die noch in anderer Rechtsträgerschaft vorhandenen Betriebe zum VEB Elbenaturstein vereinigt. Sandstein wird im Moment noch in sechs verschiedenen Steinbrüchen durch die 1990 gegründeten Sächsischen Sandsteinwerke GmbH als Nachfolger des vorgenannten DDR – Betriebes, abgebaut. Einen großen Schub brachte der Steingewinnung in der Zeit ab 1990 der Wiederaufbau der weltbekannten Frauenkirche in Dresden.


Die wichtigsten Abbaumethoden im Elbsandsteingebirge

Es wurden über viele Jahrhunderte zwei verschiedene Abbauverfahren angewandt. Das sind das markanteste, weitgehend einmalige Verfahren der „Wandfällung“ und der noch heute betriebene „Abbau vom Stock“. Bei beiden Verfahren machten sich die Steinbrecher das Gefüge des Elbsandsteingebirges mit dem ausgeprägten Quadersandstein zu Nutze. Bei meinen Führungen können Sie einen Abbauort dieser beiden Methoden besichtigen und noch vieles Wissenswertes erfahren, unterstützt durch einen großen Fundus an historischen Bildern und Belegen.


 

Das Wandfällen diente zum Ablösen mächtiger, ja teilweise sogar gigantischer Felspartien vom Massiv. Zu diesem Zweck wurde über der Bruchsohle eine horizontale Schichtfuge ausgehauen und bis zu einer ausgeprägten senkrechten Kluft vorgetrieben. Diese Unterhöhlungen erreichten mitunter eine Länge von bis zu 60 Metern bei einer Tiefe von 15 bis 20 Metern und einer Höhe bis zu 2 Metern. Über den Hohlmachern konnte eine Wand von bis zu 70 Metern stehen. Mit Hilfe des Zweispitzes wurde das Material von ihnen in monatelanger, oft auch jahrelanger Arbeit ausgehauen. Das vorzeitige Fallen der Wand verhinderte man durch den Einbau von Steifen aus Holz oder Stein. Erreichte die Unterhöhlung die notwendige Tiefe so konnten die hölzernen Stützen mit Feuer weggebrannt, die später dann verwendeten steinernen Stützen weggesprengt werden. Die Wand fiel anschließend auf das vor der zu fällenden Wand angelegte Horzelbett, welches zur Dämpfung des Aufschlages diente.
War die Wand gefallen, hatten Aussschläger und Hacker über Jahre wieder Arbeit das gewonnene Material aufzuarbeiten.
Es wurden Wände mit einem Volumen bis zu 31 000 Kubikmetern gefällt, so unter anderem in den Schönaer Teichsteinbrüchen. Die letzte Wand wurde mit dieser Methode im Jahr 1963 abgebaut.

       

Setzen der Steifen                                 Horzelbett vor Wand                           gefallene Wand


Der Abbau vom Stock wird auch heute noch mit modernen Arbeitsmitteln betrieben. In der Vergangenheit musste zunächst der Abraum des Deckgebirges über dem nutzbaren Stein von den Räumern beseitigt werden. Anschließend konnten die Steinbrecher unter Ausnutzung der horizontalen Trennflächen und der vertikalen Klüfte durch Abkeilen Rohblöcke aus dem Felsverband lösen. Der abzutrennende Steinblock erhielt mit dem Zweispitz auf der Oberfläche im Abstand von wenigen Zentimetern Keillöcher. In diese wurden dann Stahlkeile eingesetzt und mit einem schweren Hammer gleichmäßig eingetrieben, bis sich der Block abspaltete. Der Block wurde von den Stockräumern mit Brechstangen oder Winden zum Verarbeitungsplatz transportiert.

   

Man arbeitete bei dieser Gewinnungsmethode also im Gegensatz zum Wandfällen von oben nach unten.
Diese ehemals schwerste „Knochenarbeit“ wird in heutiger Zeit mit großen Bohrmaschinen, sanften Sprengungen und riesigen Radladern erleichtert.

 

Quellenangabe der Textauszüge, Daten und einzelner Bilder:

  • Heimatmuseum Schöna
  • Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz
  • Kutschke „"Steinbrüche und Steinbrecher in der Sächsischen Schweiz“"
  • Klemm "„Die Entdeckung der Sächsischen Schweiz“"
  • Heimatmuseum Stadt Wehlen
  • Fritz Löffler „"Das Alte Dresden“"
  • Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz "„Sächsische Schweiz –- Landeskundliche Abhandlung“"
  • Internetseite der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH
  • Taupitz „"Perlen am Rande von Dresden"“
  • Eigene Bildarchive, Sammlungen und Informationen
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Copyright © Andreas Bartsch 2005 - 2015

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